Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue(s)

Fast jeder kennt diesen englischen Hochzeitsreim: „Something old, something new, something borrowed, something blue“ soll die Braut bei ihrer Hochzeit tragen, damit dem Brautpaar eine glückliche Ehe beschieden ist. Die Komponistin Marg Hall hat daraus ein Stück in vier Sätzen ersonnen, in dem jede dieser vier Ingredienzen auf originelle Weise musikalisch umgesetzt wird. Als wir dieses Stück ausprobiert haben, dachten wir: Das wird das Motto für unser nächstes Konzert! 

Something Old, Something New – dass sich alte Musik aufs Schönste mit neuen Werken kombinieren lässt, wissen wir seit Langem. Der fulminante „Einzug der Königin von Saba“ von Georg Friedrich Händel eröffnete unser Konzert und brachte uns direkt in die Barockzeit, doch gleich im Anschluss holte uns das titelgebende Stück von Marg Hall – „Something Old, Something New“ – in die Gegenwart zurück. Von dort ließen wir unsere Zuhörer noch einmal weit in die Vergangenheit reisen: mit der „Canzon Vigesimanona“ von Girolamo Frescobaldi und „Susanne un jour“, der Vertonung eines Gedichts von Guillaume Guéroult aus dem 16. Jahrhundert über die biblische Susanna im Bade. Beide Stücke haben wir auf Renaissance-Flöten gespielt, die nicht nur einen ganz besonderen Klang zaubern, sondern auch eine wahre Augenweide sind.

Für Something Blue machten wir es wie Marg Hall und hängten dem Motto kurzerhand ein -s an, so dass die „Three Recorder Blues“ von Steve Marshall ganz trefflich ins Programm passten. In drei Sätzen präsentiert Steve Marshall den Blues immer wieder in einer neuen Facette. Und für alle, die nicht beim Konzert waren und sich jetzt fragen: „Blues auf Blockflöten??“ – Ja, das geht und macht vor allem sehr viel Spaß! Zu diesem Teil des Mottos passte irgendwie auch das wunderschöne, atmosphärische „Still Waters“ von Andrew Challinger.

Doch was verbarg sich hinter Something Borrowed? Lange war es bei Flauto Vivo Tradition, dass kein Stück aus den Konzertprogrammen ein zweites Mal aufgeführt wird. Schade eigentlich, dachten wir uns bei manchen Stücken, die uns besonders ans Herz gewachsen waren. Und so haben wir beschlossen, ab sofort auch mal Anleihen aus älteren Programmen zu nehmen. So entschieden wir uns, die schwungvolle „Latin Suite“ von Raphael Benjamin Meyer aus dem letzten Programm (diesmal mit allen Sätzen) noch einmal zu präsentieren und auch die „Königin Saba“ und „Suspicion“ hatten wir – vor zum Teil vielen Jahren – schon mal aufgeführt. 

Im Programm waren also alle Prämissen für eine glücklich Ehe enthalten. Doch gibt es eine Beziehung, in der immer nur eitel Sonnenschein herrscht? Oh nein! Mit „Suspicion“ von Glen Shannon schlich sich zum Abschluss des Konzerts noch pochende Anspannung ein… doch sei hier festgehalten, dass der Komponist in der Spielanweisung zum Stück ausdrücklich schreibt, es müsse Spielern wie Zuhörern vor allen Dingen SPASS machen. Seien wir also zuversichtlich, dass der Hochzeitsreim gewirkt hat und die aufgezogenen Wolken schnell wieder vertreibt… Daran wird auch unser „Let it snow“ von Raphael Benjamin Meyer nichts ändern. Es war wohl doch reiner Zufall, dass es bei unserem ersten Konzert am 5. Januar zu unerwartetem Schneefall kam… 

Wir danken unserem Publikum für drei tolle Konzerte und der Epiphaniengemeinde in Winterhude, der Auferstehungskirche Lurup und der Dreifaltigkeitskirche Hamm für die freundliche Aufnahme! Wir hoffen, viele von Euch bei unseren nächsten Konzerten im Sommer 2025 wieder zu sehen.

Dreifaltigkeitskirche Hamm
Veröffentlicht in Konzertberichte.

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